Unser neues Lieblingsfach? Frauen in MINT-Berufen

Beim Girls´Day treffen Mädchen auf die Bildungsministerin im VDE-Labor, die Uni Bremen lädt zur Informatica Feminale ein und die Telekom schreibt den Frauen-MINT-Award aus: Charme, Chancen und leises Betteln sollen Frauen aller möglichen Altersgruppen dazu bezirzen, einer ganzen Gruppe von Branchen eine Chance zu geben.

Aber jetzt mal ehrlich: Sollten Frauen sich auf Karrieren in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik einschießen?

Karriere auf Karopapier? Ein Buch mit sieben Siegeln:

Mädchen – und Technik?? Die alte Geschichte. Das ist nichts für Mädchen, soll es zu Omis Zeiten geheißen haben, wenn ein holdes Weibsbild den Kopf voller Zahlen hatte. Metall statt Fingernägel feilen wollte und – statt neue Torten zu erfinden – mit Blei, Kaliumjodid und Essigsäure an einem Goldrezept herumexperimentierte. Inzwischen schlagen Frauen in Deutschland jede Karriere ein, die ihnen gefällt. Theoretisch jedenfalls. Weniger als ein Fünftel beträgt der Frauenanteil in MINT-Berufen einer aktuellen DGB-Studie zufolge – klingt schon mal nicht schlecht, solange man übersieht, dass sie auf alle Branchen bezogen knapp die Hälfte der Arbeitsplätze besetzen. Plötzlich weint die Industrie. Fast 100.000 offene Stellen hatte Ende des vergangenen Jahres allein die IT-Branche. Und es kommt einfach keiner zum Vorstellungsgespräch! Da sollen jetzt die Frauen ran. Aber die zieren sich.

Die Geldfrage: Was kriege ich dafür? Dabei ist das ganz schön blöde. Schließlich spülen die meisten MINT-Berufe ein erkleckliches Sümmchen aufs Konto: Schon mit einem Bachelor-Abschluss bringt etwa der Ingenieursberuf ein Brutto-Jahresgehalt von mehr als 42.000 Euro (laut VDI-Gehaltsstudie 2013). Ingenieurinnen verdienen zwar im Schnitt 16 Prozent weniger als Ingenieure, besagt eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Aber Gehalt ist Verhandlungssache und – jetzt mal mit der Kettensäge ins Parkett geschnitzt – bei „irgendwas mit Medien“ wartet ein bezahlter Praktikumsmarathon. „Geld ist mir schnuppe“ ist aber nicht der Grund dafür, warum Frauen vor einem Beruf in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft oder Technik zurückschrecken. Jawohl: schrecken.

Das schlechte Image: Knietief in der Kulturfalle. Okay, dreckig, laut und gefährlich sind MINT-Jobs heutzutage nicht mehr. Aber Blaumann und weißer Kittel sind deshalb noch lange nicht in Mode gekommen. Also bemühen sich viele Initiativen, das MINT-Image aufzupolieren – mit schicken Frauen. Elisabeth Mann Borgese arbeitet in einem internationalen Team an der gigantischen Aufgabe, alle Fische im Meer zu zählen. Cool! Anna Förster entwickelt drahtlose Sensornetze (und träumt davon, ein Raumschiff zu bauen). Sophia Wagner tüftelt daran, wie sich Wasser mit Hilfe von Ultraschall und UV-Licht desinfizieren lässt. Spannend, kreativ, sinnvoll finden sie das. So wollen die Kampagnen zeigen: MINT ist eine tolle Sache für Frauen. Die Krux: Wer sich arg bemüht, cool zu klingen, erreicht oft das Gegenteil. „Sei knorke. Sei Ingenieurin.“ So wirbt die Hochschule Koblenz um Frauen. Diese Grube haben sich die Unis im Grunde selbst geschaufelt.

Endlich da: die Wissenschaftlerin
Endlich da: die Wissenschaftlerin

Endlich da: die Wissenschaftlerin. Lego war mal ein Unternehmen, das Kinder mit seinen bunten Steinen dazu ermutigte, zu bauen, zu entwerfen und eigene Ideen entstehen zu lassen – und zwar ganz unabhängig vom Geschlecht. Heute sind die Welten sauber getrennt: Lego Technik für Jungen und Lego Friends in Lila für Mädchen. Immerhin gibt es nach 81 Jahren die erste Wissenschaftlerin bei den Lego Minifiguren. Und sie ist nicht pink!

Staubtrocken? Wo sich die Kreativität versteckt. Sauschwierig soll ja so ein Chemiestudium sein, und Maschinenbau, auweia! Darauf waren sie immer stolz da oben im Elfenbeinturm, aber jetzt hockt da eben auch keine Rapunzel. Frauen finden veraltete Lehrpläne und praxisfernes Lernen eher unsexy. Was dabei herauskommt, mögen auch Arbeitgeber nicht. Und da wird es spannend: Manche Trainee-Programme beginnen schon während des Studiums oder die Unternehmen bauen gleich mit an einer praxislastigen, dualen Ausbildung. So richtig kreativ kann man dann bei der Schwerpunktsetzung werden: Mathematikerinnen sind nicht nur an der Schultafel, sondern auch in der Software-, Finanz- und Versicherungsbranche gefragt, Informatikerinnen programmieren durchgeknallte Spezialeffekte für Filme, und man hat schon Geologinnen in Polargebieten gesichtet. Nur mit dem Weg nach ganz oben klappt es irgendwie noch nicht.

Immer auffallen? Die Sache mit dem Rampenlicht. Klar, Ada Yonath hat 2009 den Chemie-Nobelpreis klargemacht, die Ingenieurin Marion Weissenberger-Eibl sitzt in mehreren Aufsichtsräten und letztes Jahr hat Marissa Mayer ihren Babybauch auf den Chefsessel bei Yahoo geschoben. Aber diese Superheldinnen sind immer noch die Ausnahme. Und ihre Strahlkraft verblasst, wenn es im eigenen Büro bei jedem Meeting heißt: „Liebe Kollegen – liebe Frau Müller.“ Bloß weil Frauen auch heute nichts geschenkt kriegen, heißt das schließlich noch lange nicht, dass jede Einzelne total gerne Vorkämpferin, Aushängeschild und Rammbock für die letzten verbleibenden Idioten sein will. Von Vorteil ist das Dasein als Extremminderheit eigentlich nur auf dem Klo. Im Juli machte Dan Ackermans Foto im Netz Furore, auf dem man die lange Schlange vor der Herrentoilette der Apple Worldwide Developers Conference sieht. Arme Männer! Und dann ist da noch die Sache mit dem Anforderungsprofil.

Die Waffen der Frau(en): Was bei MINT-Arbeitgebern einschlägt. Zu Captain Ahabs Zeiten mögen Schiffsingenieure ja noch als griesgrämige Seebären gut vorangekommen sein. Heute wollen die Kollegen in Produktion, Marketing und Vertrieb Bescheid wissen, zig Abteilungen feuern Geistesblitze auf dasselbe Projekt ab, und dann erst die weltweiten Netzwerke aus Zulieferern, Produktionsstätten und Kundschaft. Da muss man schon mit Menschen können, sich in Fremde hineindenken, die Zähne auseinanderbekommen, am besten noch gleich in einer verständlichen Sprache – Softskill-Alarm! Hier punkten die meisten Frauen elegant mit lebenslangem Trainingsvorsprung. Aber das reicht noch nicht für den Spitzenjob.

Macht MINT einen dicken Hintern? Kathrin Gräßle von der Universität Duisburg-Essen fragte sich, warum sich die meisten Abiturientinnen gegen ein MINT-Studium entscheiden, selbst wenn ihnen Fächer wie Mathe oder Physik liegen. In ihrer Doktorarbeit „Frau Dr.-Ing. – Wege ebnen für Frauen in technische Studiengänge“ fand sie heraus, dass junge Frauen bei der Studienwahl Fächer wie Maschinenbau oder Elektrotechnik nicht mit ihrem Selbstbild vereinbaren können. Um sich fachlich auf sicherem Boden zu fühlen, wählen sie eher Fächer wie Wirtschaftsinformatik oder BWL.

Was noch fehlt: die Zukunft. Dass sich Unternehmen wegen des Fachkräftemangels mitnichten – wie allseits prophezeit – auf die Bedürfnisse von Frauen einstellen, zeigt die DGB-Studie „Arbeitsmarkt: Frauen in MINT-Berufen“: Frauen werden fast durchgängig schlechter bezahlt als Männer, nur jede Vierte kann ihrer Arbeitszeit flexibel gestalten, rund zwei Drittel berichten von Problemen, sobald sie eine Familie gründen. Ändern lässt sich das wohl nur mit Masse. Also mit Weiberhorden in Raketenforschung, Bio-Kosmetik und Big Data-Analyse. Wer hier Karriere machen will, muss die fachlichen Grundlagen aus dem Ärmel schütteln. Dabei haben Frauen gute Karten: Schon in der Schule liegen sie mit den besseren Noten vorn. Aber eins fehlt noch für den nächsten Schritt auf dem Weg zu einem gutbezahlten Job, in dem sie selber denken, dazulernen, anpacken und etwas Sinnvolles tun können: Baldrian. Für den großen Schreck (siehe oben). Und auch für all die kleinen. Denn MINT-Frauen müssen in Kauf nehmen, dass sie mit dem nächsten Karriereschritt vielleicht zur „ersten Frau, die …“ werden, also zum Beispiel Erste an der Spitze eines Biotechunternehmens oder Erste, die am Klo anstehen muss – und das dann irgendwer auch noch „knorke“ findet.

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