Kolumne Persönlich

Arbeit ist kein Kaffeekränzchen

Kaffeekränzchen. Bild: The Flu/photocase.de

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Die Hausmuddi-Kollegin, das ist die, die Kuchen mit ins Büro bringt und liebend gern von ihrem Privatleben erzählt. Ob das angemessen ist, darüber macht sie sich keine Gedanken – leider, meint Inga Höltmann.

Bild: TheFlu/photocase.de

Blümchenblusen, selbstgebackener Kuchen, bevorzugtes Thema die eigenen Kinder oder die Enkelkinder, das ist der Typus Hausmuddi-Kollegin. Sie treibt sich in fast allen Büros herum und auch ich habe ein paar von ihnen kennen gelernt.

Jeder Kollege ist begeistert, wie furchtbar nett diese Kollegin ist und greift gern zu beim mitgebrachten Kuchen. Auch ich tue das manchmal und meistens ist der Kuchen sehr lecker. Und ich freue mich dann auch ehrlich darüber. Und ja, auch ich habe schon Kuchen mit in die Redaktion gebracht. Zum Einstand, zum Abschied oder einfach, weil ich Lust zum Backen hatte.

Die Hausmuddi-Kollegin ist einfach furchtbar nett

Die kuchenbackende Kollegin, das ist die, die jeder mag. Sie ist freundlich und umgänglich und öffnet sich auch mal persönlich. Man weiß ja auch Bescheid über ihr Privatleben. Die Hausmuddi-Kollegin, die ist einfach furchtbar nett. Aber: Das ist nicht die Kollegin, die wegen ihrer Fachkompetenz wahrgenommen wird. Nicht die Kollegin, an die man sich mit einer kniffligen Frage wendet. Das ist die Kollegin, die Blümchenblusen trägt und von ihrem Wochenende erzählt.

Ein Büro ist kein Wohnzimmer

Ich möchte diesen vor sich hin plaudernden Kolleginnen manchmal gern zurufen: Diszipliniert Euch, Frauen! [clickandtweet handle=““ hashtag=““ related=““ layout=““ position=““]Wie sollen Euch denn die Männer ernst nehmen, wenn es schon mir als Frau schwer fällt?[/clickandtweet] Ihr sollt ja keine Karriere-Arschlöcher werden, aber zwischen der Netten und der Karrieristin gibt es noch eine, und das ist die beste aller Kolleginnen: die Professionelle.

Die Professionelle backt auch mal nen Kuchen, das ist ja nicht verboten. Aber auffallen tut sie, weil sie eine Antwort auf die knifflige Frage hat. Weil sie so ein Büro nicht mit einem Wohnzimmer verwechselt, wo man seinen Sonntag-Nachmittag-Kaffee-und-Kuchen-Schnack hält.

  1. Und beim Kuchen hört es ja nicht auf. Ich hatte eine Kollegin, die sich rigoros geweigert hat, männlichen Kollegen Kaffee zu bringen. (Also freiwillig, nicht auf Ansage natürlich.) Aus Prinzip und feministischer Standhaftigkeit.
    Ich dagegen habs gemacht – einfach, weil ich einer Frau auch einen Kaffee mitgebracht hätte. Trotzdem hat es sich manchmal komisch angefühlt, dem Herrn den Kaffee zu servieren. Ich verstehe also genau, warum sie es nicht getan hat.
    Der Kaffeestreit ist bis heute nicht entschieden. :) Keine Ahnung, was richtig ist…

  2. Ich hab nen Kollegen(männlich, ja), der gerne selbst Pralinen macht und die mitbringt. Wir erzählen hier alle regelmäßig von unseren Wochenende und haben gewisse Einblicke in die „Privatleben“ der anderen.
    Ich finde das im Beitrag beschriebene Beispiel doch sehr überzeichnet. Mir persönlich hilft es in der Regel sogar, in Maßen über die private Situation der Kolleg*innen Bescheid zu wissen, da ich so besser einschätzen kann, wann ich vielleicht eher mit einer kniffligen Frage um die Ecke komme. Wenn ich ne schäbige Nacht wegen meiner 3 Kids hatte, bleibe ich damit auch nicht hinterm Berg. Wieso auch, wenn ich nicht liefern kann, weil ich müde bin wie Sau kommt es früher oder später eh „raus“, da kann ich auch gleich transparent damit umgehen. Ohne aufdringlich und schwätzerhaft zu sein natürlich.
    Ich muss auch niemanden dauernd „ernst nehmen“. Ich muss mich darauf verlassen können, dass meine Kolleg*innen genau wie ich ihren Job machen, wenn es drauf ankommt. Und dazu stehen, wenn sie es aus welchen Gründen auch immer grade mal nicht zu 100% können.
    Gruß, Patrick

    • @Patrick, ich stimme dir zu. Ich glaube, dass in Büros, in denen man nicht ausschließlich eine professionelle Funktion ausfüllt, sondern sich auch menschlich einschätzen kann (und wohlfühlt!), besser gearbeitet wird.

  3. @Inga, ich verstehe nicht genau, was du uns sagen willst. Dass man keinen Kuchen ins Büro mitnehmen und nicht von seinem Privatleben erzählen soll?

    Wenn man sich wegen kniffliger Fragen nicht an die „Hausmuddi“ wendet, liegt es vielleicht daran, dass sie nicht zu den kompetentesten KollegInnen gehört, dafür aber andere Qualitäten hat, die z. B. in einer Redaktion ähnlich wichtig sein können (Ausdauer, Zuverlässigkeit, soziale Ader etc.). Das alles hat aber nichts mit Kuchen und Nettsein zu tun.

    Ich denke, dass du die ´“Muddi“ dafür, dass du sonst so wenig über sie schrebst, zu negativ darstellst. Da wir nicht wissen, was sie motiviert, hat sie es aus meiner Sicht nicht verdient, fürs Kuchenmitbringen und Nettsein kritisiert zu werden. In den wenigsten Büros wird knallhart durchgearbeitet, da muss auch Zeit für einen Plausch sein. Dabei kommen sowieso manchmal die besten Ideen zustande!

  4. Leben und leben…äh…arbeiten und arbeiten lassen. Mir klingt der Text viel zu verbissen; zu sehr konzentriert darauf, was andere machen. „Hausmuddi“ als Begriff für die nette, backende, mitfühlende, kommunikative Kollegin (die ja eben NICHT zuhause ist, sondern im Büro –> „Büromuddi“?) ist abwertend und inhaltlich falsch.

  5. Ich glaube, dass das Beispiel klar überzeichnet ist, wird deutlich. Aber trotzdem fehlt es mir hier irgendwie noch an Substanz. Wo ist die angebotene Lösung zum Problem? Wo wird klar, wie sich „die Professionelle“ und die „Hausmuddi-Kollegin“ gegenseitig unterstützen können?
    Ganz subjektiv empfinde ich diesen Artikel ehrlich gesagt insofern als unangenehm, dass er sich nah am Frauen-Bashing bewegt. Wenn Frauen über Frauen herziehen, ist das einfach unschön und kontraproduktiv. Außerdem empfinde ich den Begriff „Hausmuddi“ in diesem Kontext als doppelt abwertend. Nicht nur macht er deutlich, wie sehr die besagte Kollegin abgewertet wird – er wertet gleichzeitig auch diejenigen Frauen ab, die sich freiwillig für ein Leben im häuslichen Umfeld entschieden haben. Dabei waren sie vielleicht vor ihrem Ausstieg „die Professionelle“… ;)

    Ich glaube, dass der Ansatz, diesem Phänomen zu begegnen, hier falsch gewählt ist. Statt des gegenseitigen Bashings wäre es doch eher angebracht, zu fragen, mit welcher Motivation dieser Typ von Kollegin sich so verhält. Häufig habe ich nämlich erlebt, dass diejenigen Kolleginnen, die durch „geschwätziges“ Verhalten und viel Kuchen auf sich aufmerksam gemacht haben, eben genau dies erreichen wollten – auf sich aufmerksam machen. Ihnen fehlte oft einfach das Zutrauen in die eigenen Kompetenzen. Statt über diese Kolleginnen herzuziehen (und das ist der Artikel für mich durchaus irgendwie), wäre es doch vielleicht produktiver, sie darin zu unterstützen, fachlich Aufmerksamkeit zu erlangen.

  6. Verallgemeinernd geschrieben und deswegen schon unrichtig. Fachliche Kompetenz und „Hausmuddi-Kollegin“ schließt sich nicht aus. Aber die gewählte Bezeichnung ist eh schon herabwürdigend gewählt…. Wenn das zu viel mit dem Geschnacke ist, dann liegt das auch nicht an mangelhafter Kompetenz, sondern an der Arbeitseinstellung. In wieweit man Beruf und Arbeit trennt bleibt jedem doch selbst überlassen.

  7. Danke für Eure Gedanken zu meinem Text. Die Kritik für die Bezeichnung „Hausmuddi“ nehme ich mit, der Begriff ist unglücklich gewählt. Ja, das Beispiel ist – wie Celsy bemerkte – überzeichnet. Der Text ist jedoch kein Plädoyer dafür, Privatleben und Beruf strikt zu trennen – er ist ein Plädoyer für das richtige Maß.

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